Am 27.09.2018 veranstaltete web-netz zusammen mit der Leuphana Universität zum siebten Mal die Online Marketing Konferenz Lüneburg. In vier Hörsälen um einen zentralen Korridor konnten die Teilnehmer nach Begrüßung und Keynote aus 36 Vorträgen wählen. Patrick Werbke und Sebastian Slawik drückten für Online Profession die Bänke der Hörsäle. Und stellen Ihre drei Top-Vorträge vor.

Anreise und Organisation

Von Münster nach Lüneburg ist man eine Weile unterwegs. Mit der Bahn kann es da schon einmal zu Verwicklungen kommen. Ein echter Pluspunkt war also, dass die Shuttle-Fahrten vom Bahnhof zur etwas außerhalb liegenden Leuphana Universität praktisch durchgehend stattfanden. Ein Hoch auf studentische Mitarbeit, die OMK-Bullis und ihre Funkgeräte!

Die Räume in denen die OMK Lüneburg stattfanden waren erfreulich offen und hell, kamen aber bei gut 1.200 Teilnehmern merklich an ihre Grenzen. Zum Glück erlaubte das schöne Wetter es auch draußen Luft zu schnappen, die angebotenen Laugenstangen zu essen und  interessante Gespräche zu führen. Die Kehrseite des schönen Wetters war, dass es in vollbesetzten Hörsälen teilweise recht warm wurde.

Das direkt neben dem Konferenz-Komplex neben den angekündigten Foodtrucks auch noch andere Stände einen kleinen Markt formten, sorgte für eine sehr angenehme Atmosphäre und Alternativen zu den zeitweise stark bedrängten Food-Trucks. Ohne Angaben zum Menü der Mensa schienen viele Teilnehmer sich für das erste gut klingende Angebot entschieden zu haben.

Die Vorträge

Bei vier gleichzeitigen Slots gab es zu jeder Uhrzeit eine gute Auswahl an interessanten Vorträgen. Wir besuchten Vorträge aus verdiensten Feldern: Voice und Werbemöglichkeiten, SEA, SEO, Marken, Content, Social und Data. Nur die DSGVO sparten wir uns mit Blick auf den nächsten Münster Online Marketing Meetup.

Digitalisierung – mehr Kopfsache als Technologie!?! – Prof. Dr. Klemens Skibicki

Is nich schlimm. Is halt das Gehirn.
Prof. Dr. Klemens Skibicki

#profski

Der erste Vortrag, der uns besonders im Gedächtnis bleiben wird, war die Keynote von Klemens Skibicki. Die Themen, die er den vollbesetzten Rängen im großen Hörsaal entgegen schleuderte, lesen sich recht akademisch: Wirtschaftswandel historisch in der langen Bahn betrachtet, Übergang von sequenziellen und hierarchischen zu vernetzten und vielräumigen Systemen, Rückkehr des Gesprächsprinzips in Werbung und Unternehmenskommunikation. Die Art wie er sie vermittelte war aber alles andere als “professorabel”. Ein engagierter, explosiv schneller Vortrag, bei dem nicht mit Gesten, Bewegung und Verweisen auf Köln gespart wurde.

Was man sich auf jeden Fall merken sollte: Menschen ändern sich nicht. Nicht in der historischen Sicht. Und genau so wenig bei einmal erlernten Systemen und Denkweisen. Deshalb ist Kommunikation über technische Kanäle heute wieder näher an dem, was Kommunikation schon immer war: Dem sozialen Gespräch auf einer Gartenparty: Holger wird gefragt wie zufrieden er mit dem Klempner war. Und wer die ganze Zeit nur seinen Arbeitgeber lobt, dem hört niemand zu. Wenn man hier seine Themen wirklich ins Gespräch bringen will, muss man dafür sorgen, dass die 20% extrovertierten Plaudertaschen das Thema nutzen können, um sich selbst damit zu profilieren.

7 Conversion-Tipps: Erprobte, leicht umsetzbare Taktiken für mehr Sales & Leads – Nils Kattau

Nils Kattau weiß wie man mit Titeln Zuhörer in seine Vorträge bringt. Und auf Internetseiten. Mit etwas Erfahrung im Online Marketing war zwar nur wenig Neues in diesen sieben Tipps, aber zwischen “grundsätzlich wissen” und “bewusst anwenden” ist eben immer ein Unterschied. Genau für diese kleinen Stupser zur bewussten Anwendung lohnte sich der Vortrag. Sieben Thesen, gut begründet und präzise auf den Punkt gebracht, abholfertig für das Ablegen im Kopf und den Transport in den Alltag.
1. Worte in der richtigen Reihenfolge setzen: Wichtiges zuerst, wichtiges nach oben links, wichtiges kontrastierend hervorgehoben. Und das nette P.S., dass Scrolltracking gerade mobile nicht gut funktioniert, weil viele Menschen ohne aktiv zu lesen nach unten scrollen um einfach zu was da noch ist.

2. Smarte Overlays: Besser als große, den Lesefluss störende Overlays sind Slide Ins am Rand. Durch die Reaktion des menschlichen Gehirns auf periphere Bewegung bekommen sie genau so viel Aufmerksamkeit und “die User hassen Euch nicht.“

3. Sofort Relevanz erzeugen: Gerade am Anfang von Texten keine Aufmerksamkeit verschwenden und direkt konkret sein. Und abseits der Texte auf aussagekräftige Bilder setzen. Eine Startseite muss auch ohne Text Charakter und Angebot klar machen.

4. Eigenschaften zu Vorteile umwandeln: Anstatt Eigenschaften von Angeboten zu umschreiben, Vorteile formulieren, indem man sich mehrfach fragt “Ok, aber wie hilft das dem Kunden?”. Umfragen bei Stammkunden wirken hier außerdem Wunder.

5. Gute Überschriften und Handlungsaufforderungen: Wenn man will, dass der Besucher etwas tut, sagt man ihm das am besten. Und man sagt auch, was er davon hat. Oder aus der Sicht des Besucher “Was soll ich tun?” – “Und warum soll ich’s tun?”

6. Kein Burger-Menü mehr für wichtige Kategorien verwenden: Die wirkliche kleine Neuigkeit in diesem Vortrag bezog sich auf das “Drei-Strich-Menü”: Es wird erstaunlicher Weise oft nicht genutzt und von weniger versierten Nutzern auch nicht erkannt. Um das zu umgehen sollte man mindestens “Menü” dazu schreiben. Und besonders wichtige Kategorien sichtbar auf die Startseite bringen.

7. Mehr tracken: Um wirklich zu verstehen, wo auf der eigenen Seite Benutzer aus dem Tritt kommen und abspringen. Ereignistracking ist dein Freund! Und zwar nicht nur bis zur Ebene “Steigt auf Seite mit Formular aus”, sondern bis zur Ebene “steigt nach Fehlermeldung ‘schwaches Passwort’ aus”.

Markenführung im digitalen Zeitalter: Kompass für mittelständische Unternehmen – Christopher Spall

Christopher Spall machte gleich zu Anfang klar, dass er eigentlich nicht “online macht” und sich auch eigentlich vorgenommen hatte kein Marketing mehr zu machen. Gepasst hat sein Vortrag trotzdem. Denn eine gute, definierte und nicht aufgesetzte Markenidentität ist gerade im Gesprächscharakter der Online-Welt unbezahlbar. Die eigene Markenidentität wird dann gleichzeitig zum Kompass in der Kommunikation und zum Kopierschutz im Wettbewerb. Denn bei einem engen Wettbewerb weitgehend ähnlicher Angebote macht die Marke den Unterschied und diesen Unterschied können Wettbewerber nur schwer nachahmen.
Marken werden durch Menschen gemacht.
Christopher Spall

Spall.macht.Marke

Die drei Aufforderungen, die Christopher Spall auf der OMK Lüneburg ins Zentrum stellte waren:

Schürfe Identität heraus: “Nicht die Früchte anmalen, sondern die Wurzeln finden.” Das bedeutet vor allem das Selbstbild und das Fremdbild der eigenen Marke zu ergründen und dann zusammen zu bringen, ohne dabei in generische Buzzwords zu verfallen. Lieber Schwächen und Kanten herausstellen, wenn Sie der Erkennbarkeit dienen.

Finde die Nr. 1. Position: Von den 5000 Marken, die ein Mensch täglich wahrnimmt, behält er nur 5. Und niemand interessiert sich für den Zweitbesten. Dabei reicht Tradition nicht. Auch hier lohnt es sich Stammkunden zu fragen, warum sie Stammkunden sind.

Definiere das Lebensgefühl der eigenen Marke: Empathie und Emotion sind Bereiche, die vor der übernahme durch KIs noch relativ sicher sind und deren Bedeutung in Zukunft sogar noch steigen wird. Durch die Definition der entsprechenden Ausrichtung in wenigen Angaben und einer Verdichtung in einem Satz, wird auch die Arbeit im Online Marketing einfacher: Im Online-Marketing sind große Ablaufs- und Anweisungskonvolute nicht praktikabel. Was hilft sind wenige Kernsätze und Anforderungen, die sich aus dem Markenkern ergeben und an denen jede Aktion gemessen werden kann. Vom Social-Post, bis zum Zustellen eines Fachbildschirms per “Zaunwurfsendung”.

Unser Fazit zur OMK Lüneburg 2018

Vielfalt und weiter gewachsene Größe der OMK Lüneburg waren 2018 sowohl ihre größte Stärke, als auch ihr größtes Manko. Es gab viel zu sehen und viele Möglichkeiten für aufschlussreiche Gespräche, war teilweise aber etwas beengt.

Durch die vielen Wahlmöglichkeiten kam zumindest bei uns das Thema “Wissenschaft trifft Wirtschaft” mit dem in der Begrüßung erwähnten Kontrast von universitären Ansätzen und Erkenntnissen aus der Praxis nicht zum Zug. Das lag sicherlich an der von uns gewählten Vorträgen, die alle sehr interessant waren. Für das nächste Mal ist aber ein roter Faden pro Raum, oder eine visuelle Kennzeichnung zur Ausrichtung der Vorträge eine Idee, die wir den Veranstaltern mitgeben wollen.

Die Zusammenarbeit von Universität und Praktikern ist auf jeden Fall etwas, das wir gerne weiter sehen und besuchen wollen. Danke für die Organisation an web-netz, die Leuphana-Universität und die vielen fleißigen Helfer.

Wer aus dem Umfeld von Hamburg Online Marketing in voller Breite erleben möchte, ist bei der OMK Lüneburg genau richtig.